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Schrei der Bäume (Archiv-Beitrag)

Da kommt er wieder… wie es mich anwidert ihn zu beobachten, wie diese widerliche Überbleibsel eines Menschen mehrmals am Tag aus seinem verfallenen Haus kommt, um seine stinken den Zigaretten zu rauchen und um in irgendeiner verwilderten Ecke zu urinieren. Immer in derselben ranzigen Jogginghose die ihn alles andere als sportlich aussehen lässt, weil sein Schwerbauch dem Bund der Hose und die dreckige Unterhose, dass letzte deckt. Unrasiert. Ungewaschen. Ungepflegt.

Doch es ist nicht nur der Anblick des Monsters der diesen unendlichen Eckel durch mein Mark fließen lässt, ich könnte wegschauen und lachen wie einsam und heruntergekommen er ist. Aber da ist noch mehr, was mich nicht mehr wegschauen lässt, etwas was mich richtig wütend macht. So unsagbar zornig, dass es mich zum Handeln zwingen wird, denn heute bekomme ich Hilfe.

Es ist das Wissen was hinter den modrigen Mauern passiert, während der Rest der Welt es nicht zu sehen scheint. Immer wieder muss ich mir anschauen, wie er sich Besuch holt, Besuch der niemals zu ihm gekommen wäre. Ich stehe hier Tag für Tag wie angewurzelt und beobachte wie die jungen Dinger durch die Tür geschleppt werden. Mal sind es Jungen, mal sind es Mädchen, mal am Bewusstsein und mal ohnmächtig über der Schulter des Kuriers. Kinder die diese Welt als bunt bemaltes Karussell erlebten, Kinder die in diesem Haus nichts anderes, als eine Höllenfahrt durch den Rest ihres Lebens injiziert wird. Sie weinen. Sie von ihren falschen Freunden gebraucht, doch sind still wie die Nacht, wenn sie wieder herausbegleitet und abtransportiert werden. Jedes Mal wenn dieser Widerling seine Opfer empfängt werden alle Fenster und Türen verbarrikadiert doch trotzdem

höre ich die Schmerzen-Schreie und das Wimmern der Kinder hinter diesen riesigen alten Mauern, übertönt nur vom Gelächter und Getöse der Männer.

Es gibt ein Sprichwort unter euch Menschen, dass einst so nahe kommt während ich das „Spielchen“ hier immer und immer wieder mit beobachten muss. Ihr sagt „Ihr könntet Bäume ausreißen!“

Und ihr habt Recht! Doch ich werde der erste sein der mit diesen Worten nicht nur spielt!

Warum sollte ich, weil ich doch selbst einer bin, ja ihr habt mich richtig verstanden… ICH BIN EIN BAUM!! Na und!? In eure Welt glaubt ihr an Elfen und Kobolde, ihr glaubt an Hobbits, Zwerge und Trolle, warum solltet ihr euch also wundern. Mich sieht ihr jeden Tag, ich atme wie ihr, ich nehme Nahrung auf wie ihr, ich fühle wie ihr und heute ist der Tag, wie ihr viel öfter handeln solltet, heute ist der Tag, in dem ich das Unrecht direkt in die Augen sehen werde!

Ich sagte bereits, ich bekomme Hilfe. Ich spüre ihn schon in meinen Blättern, es ist ein großer Orkan, mit Windstärke 12, Xaver habt ihr ihn genannt, ER wird mir helfen!

Vieler seinen Brüdern und Schwestern habe ich getrotzt, aber diesen hier werde ich mich beugen, ich muss nur den richtigen Zeitpunkt auswählen.

Langsam fängt er an sich an mich zu schmiegen, mich zu biegen mit jeder Minute wird er stärker, ja komm, prasselt dich gegen mich! Damit meine langen Wurzeln, wenn der Moment gekommen ist möglichst wenig Widerstand leisten, so ziehe ich sie ein soweit ich kann. Sie hinterlassen lange unterirdische Gräben in der Erde unter mir.

Ja alter Mann!

Renne ruhig durch deinen Garten, um ihn sturmfest zu machen, fühle dich ruhig sicher! Xaver wird schneller und wilder, er hat Wind von meinen Vorhaben bekommen und wird mir helfen. Er heult immer stärker und wütender, ich bäume mich soweit wie möglich auf und stemme mich gegen Xaver!

Ich bin eine Eiche und habe jetzt eine Ewigkeit mit angesehen, was IHR Menschen mit euresgleichen anrichtet!!! Doch dieser alte Perversling hier ist der Höhepunkt, komm Xaver hilf mir! Ja, er ist nun stark! Der Mann irrt durch seinen Garten, ich muss es schaffen! Ich richte mich auf… der Orkan peitscht volle Wucht gegen mich, die Erde lockert sich und ich komme zu Fall. Ungläubig und gefangen in seinem erstaunen schaut der Mann zu mir auf, ohne eine Chance reagieren zu können, zu schnell Bresche ich auf ihn zu und schaue ihm direkt in seinen leeren ängstlichen Augen. In diesem Moment weiß er, dass es mich gibt und dass ich alles über ihn weiß. „DU HAST ES VERDIENT ALTER MANN UND DU HAST NICHT MIT MIR GERECHNET!!“

Dann stürze ich mich auf ihm, meine Äste und seine Knochen zerbersten gleichzeitig, ich höre ihn noch schreien dann, wimmern und dann….

ist es still.


Ich war ein Baum.

Eine Eiche.

Doch jetzt zersägt mich und wärm euch nochmal an mir,

denn das hier ist meine letzte Tat...





Videobeitrag:

https://www.youtube.com/watch?v=BadA-Ht1rFY&t=455s


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